Filmvorführung, Gespräch und Ausstellung

»Ich hab noch einen Toten in Berlin«

Mo 17.6.
19:30 Uhr
7 € / erm. 4 €

Ein Regisseur und ein Drehbuchautor fahren nach Berlin, lassen sich von einem Gangster beraten und jagen der US-Armee eine Million Dollar ab: »Ich hab noch einen Toten in Berlin« heißt der Romanerstling von Ulf Miehe, den sein Kollege Jörg Fauser »den besten Krimiliteraten, den Deutschland bisher hervorgebracht hat«, nannte.
Zum 30. Todestag ehrt das Literaturhaus Berlin Ulf Miehe mit einem Themenabend: Der Autor Karl Wolfgang Flender (»Helden der Nacht«, 2018) tritt in Dialog mit Miehes Originaltext, gelesen von Hörbuchsprecher Nils Rech. Im Anschluss zeigen wir den nach den Motiven des Romans entstandenen Spielfilm »Output« (1974).

 

»Drehorte«
Eine fotografische Näherung an den Kriminalroman »Ich hab noch einen Toten in Berlin« von Ulf Miehe.
Ausstellung von Horst Kløver
17.6. bis 9.8.2019
Geöffnet Mo–Do 10:00–17:00 Uhr, Fr 10:00–16:00 Uhr
Eintritt frei
 
Klappentext Originalausgabe Piper Verlag, München 1973:
Es sollte ein Film werden, aber es wurde ein Verbrechen. Der Schauplatz ist Berlin, die Beute sind eine Million Dollar. Ulf Miehe hat einen fesselnden Roman von der magischen Anziehungskraft des Verbrechens geschrieben: zwischen Phantasie und Wirklichkeit, mit Spannung und Witz, wie sie bei deutschen Autoren nur selten anzutreffen sind.
 
Die Fotografien der Drehorte sind 2019 in Berlin entstanden. Sie stellen eine Art location scouting oder fotografisches storyboard dar, das jedoch keine filmischen Dreharbeiten vorbereiten soll, sondern sich spielerisch mit Ulf Miehes literarischen Motiven auseinandersetzt. Einige der Orte, die Ulf Miehe und Volker Vogeler wahrscheinlich im Norden und Westen der Stadt um das Jahr 1970 auf ihren Recherche-Touren für ihr Drehbuch eines Deutschen Gangsterfilms gesehen haben, existieren fast unverändert.
Nicht mehr lange: Der Flughafen Tegel steht vor seiner – mutmaßlichen – Schließung. Die Siemensbahn, deren Strecke und Straßen-Unterführungen zwischen Tegel nach Charlottenburg für den fiktiven Überfall auf einen Geldtransport der U.S.-Armee in Frage kommen, soll saniert und wiedereröffnet werden. Noch sind Kneipen im Stil der Nachkriegszeit zu finden. Manche davon werden mitsamt ihrer über die Jahrzehnte mit Alkoholdunst und Zigarettenrauch imprägnierten Holzeinrichtung von jungen Gastro-Unternehmern übernommen und als schicke Nachtbars weiterbetrieben.
Die U.S. Armee ist 1994 vollständig abgezogen. Sie hat ein Museum in Dahlem hinterlassen, sonst nicht viel. Ulf Miehe ist vier Monate vor dem Mauerfall 1989 gestorben. Er wird als ein wichtiger Autor der Zeit des Kalten Krieges und der 68er-Bewegung in Erinnerung bleiben.
 
Die Fotografien der Drehorte sollen im Betrachter mehr aufrufen als einen Eindruck von urbaner Armut im Kneipenrausch oder einer für das Noir/ Hardboiled-Genre grundlegenden Verwerflichkeit. Die Bilder spüren gezielt dem im Roman gezeichneten Zeitkolorit West-Berlins in den politisch hochsensiblen siebziger Jahren nach. Darin enthalten könnte die Forderung sein, Ich hab noch einen Toten in Berlin als Schlüsselwerk der deutschen Kriminalliteratur neu zu verfilmen – Ulf Miehes unbedingtem Realismus verpflichtet.
 
Drehorte – Locations
June 17 – August 9, 2019
 
A photographic interpretation of the crime novel A Dead One In Berlin by Ulf Miehe.
 
Blurb of the original edition by Piper Verlag, Munich 1973: It was supposed to be a film, but it became a crime. The scene is Berlin, the loot is a million dollars. Ulf Miehe has written a captivating novel about the magical attraction of crime: between fantasy and reality, with suspense and wit, as is seldom found in crime novels by German authors.
 
The photographs were taken in Berlin in 2019. They represent a kind of location scouting or photographic storyboard, which is not intended to prepare the ground for filming, but to playfully deal with Ulf Miehe’s literary motifs. Some of the locations that Ulf Miehe and Volker Vogeler probably saw in the north and west of the city around 1970 on their research tours for their screenplay of a German Gangster Film exist almost unchanged.
Not for long: Tegel Airport is about to close – presumably. The so called Siemensbahn, whose route and underpasses between Tegel and Charlottenburg – which would have been a possible scene for the robbery of a U.S. Army money transport –, is to be renovated and reopened. Pubs in post-war style can still be found in Berlin. Some of them, together with their wooden furnishings impregnated with alcohol fumes and cigarette smoke over the decades, are taken over by young entrepreneurs and continue to operate as chic night bars. The U.S. Army withdrew completely in 1994. They left behind a museum in Dahlem, not much else. Ulf Miehe died four months before the fall of the Berlin Wall in 1989. He will be remembered as an important author of the time of the Cold War and the Protests of 1968.
 
The images are intended to evoke more than an impression of urban poverty and alcohol intoxication, or an amoral attitude, which is fundamental to the Noir/Hardboiled genre. The pictures specifically trace the West Berlin image drawn in the novel in the politically highly sensitive seventies. This could include the demand to film A Dead One In Berlin anew as a key work of German crime literature – committed to Ulf Miehe’s unconditional realism.