Oskar Pastior Stiftung

    Oskar Pastior (1927–2006)

    Geboren 1927 in Hermannstadt (Siebenbürgen); 1945–1949 Deportation ins sowjetische Arbeitslager im Donbas. Nach der Rückkehr Gelegenheitsarbeit, Studium der Germanistik und schließlich Rundfunktätigkeit in Bukarest. 1964 erschien der erste Gedichtband «Offne Worte». 1968 Flucht in den Westen. Lebte seit 1969 als freier Schriftsteller in Berlin. Mitglied der Werkstatt für Potentielle Literatur, «OuLiPo», die alle drei Jahre im Literaturhaus Berlin tagt. Ebenso Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und der Akademie der Künste in Berlin. Oskar Pastior starb am 4. Oktober 2006 in Frankfurt a.M. Die Verleihung des ihm zugesprochenen Georg Büchner-Preises konnte nur noch posthum erfolgen.

    Oskar Pastior, der auch als Übersetzer tätig war, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Peter Huchel-Preis und den Erich Fried-Preis. Weit über 40 Veröffentlichungen sind zu seinen Lebzeiten erschienen. Sein reiches poetisches Werk, das er in unnachahmlicher Weise vorzutragen wußte, wird durch den Formenreichtum und die innovative Kraft noch lange nachklingen und -wirken.

    Seine Werkausgabe erscheint im Carl Hanser Verlag; bislang liegen vier Bände vor. Im September 2010 wurde bekannt, daß Oskar Pastior im Juni 1961 eine Erklärung beim rumänischen Geheimdienst Securitate unterschrieben hat, mit der er sich als Informeller Mitarbeiter verpflichtete. Bis zu seiner Ausreise im April 1968 wurde Oskar Pastior unter dem Decknamen „Stein Otto“ von der Securitate als Informant geführt. Ernest Wichner: „Das Gleiche ist nicht Dasselbe. Der Dichter Oskar Pastior, die Securitate und die anderen. Versuch, in einen Abgrund zu blicken“.

     

    Nach der Stiftungsratssitzung vom 28. April 2008 gaben die Mitglieder des Stiftungsrates Marianne Frisch, Herta Müller, Klaus Ramm (Vorsitzender), Dierk Rodewald, Ulf Stolterfoht, Christina Weiss und Ernest Wichner (Stellv. Vorsitzender) die Gründung der Oskar Pastior Stiftung bekannt.

    Oskar Pastior hatte testamentarisch diese Stiftung verfügt und die Stiftungsratsmitglieder benannt.

    Die Stiftung vergibt den Oskar Pastior-Preis. Ausgezeichnet werden Autoren und Autorinnen, deren Werk in der Tradition der Wiener Gruppe, des Bielefelder Colloquiums Neue Poesie und von OULIPO (der Werkstatt für potentielle Literatur) steht.

    Darüber hinaus kann die Stiftung die literarische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Literatur sowie mit dem Werk von Oskar Pastior fördern.

    Der Preis soll alle zwei Jahre verliehen werden und ist mit einer Preissumme von 40.000,- Euro dotiert. Bewerbungen um den Preis sind nicht möglich. Der Sitz der Stiftung befindet sich im Literaturhaus Berlin.

    Stiftungsrat: Marcel Beyer, Ernest Wichner (Vorsitzender), Herta Müller, Dierk Rodewald, Ulf Stolterfoht, Prof. Dr. Christina Weiss

    Kontakt: oskar-pastior-stiftung@literaturhaus-berlin.de

    Nach Oswald Egger 2010 war Marcel Beyer 2014  der zweite Preisträger; im Jahr 2012 verzichtete die Stiftung auf eine Preisverleihung und betrieb dafür die Aufklärung hinsichtlich der Securitate-Mitarbeit von Oskar Pastior. Die Ergebnisse dieser Recherche wurden 2013 in dem Band „Versuchte Rekonstruktion – Oskar Pastior und die Securitate“ (Edition Text + Kritik) veröffentlicht.