Nico Bleutge und Jan Kuhlbrodt

Nico Bleutge und Jan Kuhlbrodt, der live zugeschaltet wird, im Gespräch mit Beate Tröger

Wörter entziehen sich leicht im Lauf der Zeit dem Gedächtnis – Tiere aber können sie wieder hervorkehren. Fliegen etwa oder tote Regenwürmer oder der Hund von nebenan: »Ich denke jetzt viel über Tiere nach, und wie sie uns oder ihre jeweiligen Besitzer begleiten, wie sie verschwinden oder aussterben, wie sie uns wieder zuwandern.«
Aber welche Wörter sind das, die irgendwo verborgen mitunter jahrelang im menschlichen Lexikon sitzen und nur auf ihren Auftritt warten? »Muschelkalk« zum Beispiel, »Ganglienknoten«, »Zentralnervensystem«. Immer haben sie uns eine Geschichte zu erzählen und führen uns zu entlegenen Orten, wenn man sich die Zeit und die Ruhe nimmt, ihnen nachzuspüren. Das tun Jan Kuhlbrodt und Nico Bleutge in ihren neuen Büchern mit großer poetischer Suggestionskraft, wobei zwei ganz unterschiedliche und sehr persönliche Poetologien entstehen: mit Erinnerungen an das Aufwachsen in der DDR und in Westdeutschland, an Tiere und ihre besondere Eigenschaft, Erinnerungen auszulösen – und wie man sie mit Hilfe der Sprache zu Gedichten und Geschichten formt.

Nico Bleutge »Drei Fliegen« C.H. Beck Verlag, 2020
Jan Kuhlbrodt »Die Rückkehr der Tiere« Verlagshaus Berlin, 2020